HEIMATSTILLE
Gedanken formulieren sich und lösen sich wieder auf.
Die Worte heben sich gegenseitig auf, noch bevor sie irgendwo stehen.
Wie Wellen, die auftauchen und im nächsten Moment wieder im Ozean verschwinden.
Ganze Welten, die enstehen und vergehen in nur einem Augenblick.
Welten unermesslicher Schönheit und Verspieltheit.
Nichts schaut durch alles ins Nichts.
Ein stilles Sehen.
EIN ewigeS ersteS Mal
Die Tage vergehen, die Wochen, die Jahre. Vieles scheint gleich zu bleiben, einiges sich zu wiederholen, nur manches erscheint neu, unvorhergesehen, überraschend. Die Jahreszeiten kommen und gehen, Jahr ein Jahr aus. Wir gewöhnen uns an vieles, auch an die Menschen in unserem Leben.
Wie viele sehen noch etwas, sehen den anderen so, wie er gerade jetzt in diesem Augenblick ist. Nicht so, wie wir ihn glauben zu kennen, nicht so, wie wir ihn uns vorstellen oder wie wir ihn gerne hätten. Haben wir den anderen überhaupt je wirklich richtig gesehen - so, wie es sich unmittelbar und frisch zeigt? Dann müssen wir erkennen, dass wir den Menschen vor uns überhaupt nicht kennen, dass wir letzten Endes eigentlich gar nicht wissen (können) wer er ist - wer wir sind.
Jeden Herbst fallen die Blätter, aber und abermilliarden von Blättern, unzählige davon an nur einem einzigen Baum. Jedes ist einzigartig, jedes fällt und tanzt dabei seinen ganz eigenen Tanz. Jeder Baum wächst auf seine Weise. Und kein Herbst verläuft wie der andere. Nichts war schonmal da und wir werden nie wissen können, wie sich die Dinge im nächsten Moment zeigen werden. Wir werden es niemals verstehen können. Es gibt da auch nichts zu verstehen, es genügt, einfach zu sehen, immer neu, immer hier, immer jetzt.
Das ist Poesie für mich. Etwas unmittelbar zu schauen, es so zu sich hinzulassen, wie es sich gerade zeigt, es nicht vorweg zu nehmen und schon zu kennen. Es als etwas Unergründliches und Unverstehbares zu erleben, was viel zu großartig ist, um es zu kennen, um es beschreiben zu können. Als ein Mysterium; als ein Wunder.
Dann zeigt sich eine Welt voller Formen und Farben, frei fluktuierend, auf eine Weise zusammengesetzt, die man sich niemals hätte ausdenken können. Ein stiller Tanz voller Einmaligkeit. Die Dinge hören auf, greifbar zu sein und die gewohnte Welt fällt Stück für Stück in sich zusammen. Alles ist so anders, als Du gedacht hast. Und Du stehst nackt und verletzlich mitten drin, berührbar, unwissend, ohne Plan und Ahnung, ohne Sinn, einfach nur hier seiend.
Du siehst den ewigen Wandel der Dinge und die Ordnung darin, siehst, dass nichts voneinander getrennt ist. Und das der Tod nicht das ist, was er zu sein scheint.